Freitag, 18. Januar 2008

Der kleine Versuch eines Manifests
Philosophismus als Kunstrichtung
THST 07



Persönliche Erklärung

Dieses Manifest ist ein Versuch. Nicht mehr und nicht weniger. Ein Versuch auszudrücken, was kaum auszudrücken scheint. Ein Versuch, der keineswegs darauf abzielt irgendjemanden, nicht einmal mich selbst, zu behelligen oder zu belehren. Ob der Versuch gelungen ist oder nicht, muss jedem selbst überlassen bleiben, es ist ein Versuch der momentan nichts anderes sein kann, als das, was er ist.

Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende schriftliche Arbeit nicht selbstständig verfertigt habe und dass die verwendete Literatur bzw. die verwendeten Quellen von mir nicht korrekt und keiner Weise nachprüfbarer zitiert worden sind. Mir ist auch nicht bewusst, dass ich mit dem Verstoß gegen diese Regeln mit Konsequenzen zu rechnen habe, da ich dies bewusst und im Rahmen einer künstlerischen Arbeit tue.
THST 07



Philosophismus

1.

Philosophismus ist ein Begriff der nicht „neu“ sondern „neu interpretiert“ bzw. von mir dargestellt wird!
Was sich hierzu entwickelt hat, wie ich meinen aus drei Symbolen bestehenden Philosophismus darstelle, möchte ich nun anhand dieser Arbeit näher zu erläutern versuchen. Wie bzw. warum sich jemand dem Philosophismus anschließen kann oder können sollte, wird ebenfalls Bestandteil dieses Textes sein. Lange Zeit gab es weder einen Namen für diese meinem Philosophismus immanenten Symbole, noch eine spezifische Farbgebung, geschweige denn einen Inhalt, der von Anfang an wirklich zur Gänze klar definiert sein könnte – dies ist er wahrscheinlich bis jetzt nicht. All das ist eine Entwicklung, mit der viel Zeit, Arbeit und konstante Hinterfragung von Kunst, Religion und dem Leben an sich, einhergeht. Die Symbole sind wiederkehrender Natur und sind dadurch auch zu dem gewachsen, was ich heute Philosophismus zu nennen versuche. Die drei Symbole, die ich hierzu, zusammen mit ihren Farben und vermeintlichen Inhalten, entwickelt habe, möchte ich als Platzhalter sehen für „etwas“, mit dem ich mich beschäftige, und im besten Fall sollten diese „Drei“ in meinen Arbeiten zu einer Wiedererkennung bzw. einer „Bildsprache“ führen, die in unterschiedlichsten Richtungen für sich ausgelegt und angewandt werden kann! Im weitesten Sinn geht es darum, zu reduzieren! Zu den ganz elementaren Dinge zu finden, die das Leben beschreiben, um diese dann wieder neu zu positionieren und miteinander in Verbindung zu bringen. Für mich bedeutet dies eine Form der Wiederentdeckung von Inhalt, welche offen zur Interpretation steht und verschiedenste Daseinsbegründungen (religiöser, philosophischer oder sogar atheistischer Natur) möglich macht. (Nicht neu entdeckt, sondern wieder entdeckt. Das ist ganz wichtig, denn in vielen Gemälden, Fotographien und Skulpturen sind die dehnbaren Grundpfeiler des Philosophismus, einzeln und auch miteinander vereint, schon immer da gewesen!)
Dies ist also Philosophismus, von mir dargestellt, benannt und interpretiert. Und da sich der Begriff hier nun so mächtig in den Vordergrund zu drängen scheit, möchte ich mit einer simplen „Wortzerlegung“ beginnen, um herauszufinden worum es sich handeln könnte.

Philosophie bedeutet, nach der wörtlichen griechischen Übersetzung, „Liebe zur Weisheit.“
Im Gegensatz zu den einzelnen Wissenschaften, hat die Philosophie keinen begrenzten Gegenstandsbereich. Allgemein könnte man sie als den Versuch der kritisch-rationalen Selbstüberprüfung des Denkens bezeichnen, als eine methodische Reflexion, die sich inhaltlich tendenziell auf eine Gesamtdeutung der Welt und der menschlichen Existenz richtet. Jeder Versuch, den Begriff „Philosophie“ zu definieren oder den Bereich der Philosophie näher einzugrenzen, ist bereits Gegenstand der Philosophie selbst. Das Suffix -ismus ist ein Mittel zur Wortbildung durch Ableitung. Das entstandene Wort bezeichnet ein Abstraktum, oft ein Glaubenssystem, eine Lehre, eine Ideologie oder eine geistige Strömung in Geschichte, Wissenschaft oder Kunst. Da die Ismen häufig ein Kollektiv von Anhängern einer Bewegung bezeichnen, wird diese Form von Adjektiven häufig auch – oft nur umgangssprachlich – abwertend oder aufwertend als Zeichen der Gruppenzugehörigkeit verwendet, um sich mental von etwas zu distanzieren oder sich mit etwas zu identifizieren. Neue Wörter entstehen nach Bedarf. Bei vielen Begriffen mit der Nachsilbe -ismus handelt es sich um Begriffe für gesellschaftliche Verhältnisse, Meinungen, Lehren, Schulen und Ideen.
Eine große Anzahl dieser Begriffe leitet sich zunächst von wissenschaftlichen Theorien und Hypothesen ab, die zwar unter den entsprechenden Fachwissenschaftlern nicht allgemein anerkannt sein müssen, die sich aber der wissenschaftlichen Methodik bedienen, sich einer wissenschaftlichen Diskussion aussetzen, und dadurch wandlungs- und ausbaufähig entsprechend dem Zuwachs an Erkenntnis und den technischen Möglichkeiten sind. Diese Meinungen können aber auch das Ergebnis einer unkritischen Entwicklung einer Idee sein, die ungenau oder gar nicht überprüft oder irrational begründet wird.

Der Philosophismus obliegt also zunächst einmal seinem Wortstamm und versucht diesem auch zu entsprechen! Hierbei handelt es sich nun nicht mehr um eine, rein geistige und schriftliche Idee, sondern, und vor allem, darum eine darstellerische Möglichkeit geschaffen zu haben. Eine neue Symbolik, die sich nach einem philosophischen Grundprinzip, der Reflektion des Denkens, eingestellt hat. Und Kunstrichtung eben deshalb, weil, es sich in symbolischer Form, durch das Herstellen von Kunst aus dem künstlerischen Prozess heraus entwickeln konnte. Bevor wir den künstlerischen Prozess jedoch näher beleuchten, wollen wir uns ansehen, was Kunst ist, denn der Begriff Kunst hat im Laufe der Jahrhunderte und in verschiedenen Kulturen seine Bedeutung stets verändert und tut es noch. Er wird von Künstlerinnen, Kunsttheoretikern, Historikerinnen, Philosophen, Soziologinnen und von der Öffentlichkeit intensiv diskutiert. Kunst ist ein Kulturprodukt, eine Hervorbringung von Menschen, das Ergebnis eines kreativen Prozesses, an dessen Ende entweder das Kunstwerk steht oder auch – wie seit der Moderne – der Prozess, der selbst als Ergebnis gewertet wird. Kunst ist vom Ursprung her eine kultische Erscheinung, die sich aus den vorzeitlichen Religionen entwickelt hat. Sowohl Malerei und Skulptur als auch Musik, Tanz und Dichtung treten bereits in der Vorzeit in Erscheinung und bleiben bis in frühgeschichtliche Zeiten an den Kult gebunden. Historisch entwickelten sich die Künste aus ihrem Beitrag zur materiellen Organisation von Kulten und Ritualen. In der Frühzeit menschlicher Entwicklung ist das Auftreten von Kunst einer von mehreren Indikatoren für die Bildung von Bewusstsein und menschlichem Denken. Kunst meint in diesem Zusammenhang Verrichtungen oder Darstellungen, die keinen unmittelbaren Nutzen zur Lebenserhaltung erkennen lassen. Die Kunst begründet sich demnach in einem „religiösen“ kultischen Zusammenhang (aus dem heraus sie sich ja auch nur so schwierig hat entreißen können). Der Philosophismus, der ja nun wiederum ein Produkt der Kunst und der Reflektion des Denkens ist, sieht seine Wurzeln, dieses Fragen nach dem Höchsten, dem Sinn oder einer Religion, in keinem geringeren Verhältnis als in der direkten Nachkommenschaft dieser ursprünglichsten Fragen unserer Herkunft, Bestimmung und Endlichkeit oder Unendlichkeit, welcher er auch verpflichtet ist. Doch nicht nur durch Methoden der Religion, sondern vielmehr im Sinne der Philosophie, welche mehr Handlungsmöglichkeiten bietet, da die Philosophie im Gegensatz zu den Religionen die Möglichkeit besitzt, andere Glaubenssysteme mitzudenken, und durch die Kunst, der ich mich in diesem Fall besonderst verpflichtet fühle, diese auch darzustellen. Damit ich jedoch näher darauf eingehen kann, wie und warum sich der Philosophismus gerade so, also in symbolischer Form, darstellt und wie er durch eben diese Symbole einen Bogen zwischen Religion, Philosophie und Kunst spannt, möchte ich nun die Begriffe, Religion und Symbol kurz erläutert wissen. Als Religion bezeichnet man eine Vielzahl unterschiedlicher kultureller Phänomene, die menschliches Verhalten, Denkweisen und Wertvorstellungen normativ beeinflussen. Religiöse Sinngebungssysteme gehen über naturalistische Welterklärungen hinaus, indem sie sinnlichen Erfahrungen transzendente oder auch immanente Ursachen zuschreiben. Fast alle Religionen weisen gemeinsame Elemente wie die Kommunikation mit transzendenten Wesen im Rahmen von Heilslehren, Symbolsysteme und Rituale auf. Der Terminus Symbol (aus dem Griechischen „das (Kenn-)Zeichen“, „Emblem“, „Sinnbild“, „Bild“, oder „das Zusammengefügte“) wird im Allgemeinen für Bedeutungsträger verwendet, die eine Vorstellung meinen (von etwas, das nicht gegenwärtig sein muss). Welche Vorstellung dann mit dem Wort "Symbol" konkret assoziiert (verbunden) werden soll, wird für die verschiedenen Anwendungsgebieten im Einzelnen speziell definiert. Symbole, wie sie in Religion, Mythos oder Kunst vorkommen, lassen sich in ihrer Bedeutung oft nicht rein rational übersetzen oder interpretieren. Sie enthalten einen Bedeutungsüberschuss: während die Bedeutung, eines Verkehrszeichens beispielsweise, genau definiert ist, übersteigt die Bedeutung eines religiösen, geträumten oder mythologischen Symbols die rationale Ebene und hat über den kulturellen Kontext hinaus eine für den Verwender oft intime psychische Bedeutung, die ohne fundierte Methode kaum eindeutig erkennbar ist. In der Philosophie / Ästhetik ist das Symbol ein Erkennungszeichen, einfach in der Form, reich und tief im Sinn. Symbole vermitteln, was anders nicht artikuliert werden kann.“ Der Philosoph Jacques Derrida nimmt Symbole als wirkend an und schuf für das wirkende Zeichen den Begriff der „Différance.“ Walter Benjamin bestimmt das Symbol als "die Identität von Besonderem und Allgemeinem". Die bildende Kunst verwendet seit den frühesten Beispielen von Höhlenmalerei bis in die Gegenwart hinein Symbole. In der sakralen Kunst folgt die Symbolik dabei den Vorgaben von Religion und Theologie. Es gibt häufig eine verbindliche Ikonographie. In der Moderne tritt dagegen der individuelle und freie Umgang mit Symbolen an die Stelle traditioneller Bildprogramme. So kann der Philosophismus durch seine Symbole eine Kunstrichtung sein, die sich der Philosophie verschrieben hat und seinen Ursprung in durchaus religiösem Kontext sieht, ohne sich einer einzelnen Richtung verpflichtet zu fühlen. Es ist ein Ausdruck geistiger Mündigkeit, wenn jemand es verschmäht, eine Antwort auf die Sinnfrage einfach aus den Händen der Tradition entgegenzunehmen, sondern vielmehr darauf besteht, sich selbst und selbständig auf die Suche nach Sinn zu begeben.

2.

Der Philosophismus ist eine Form von Reduktionismus. Dieser wiederum ist die philosophische Lehre, dass ein System durch seine Einzelbestandteile (‚Elemente‘) vollständig bestimmt wird. Der Reduktionismus des Philosophismus ist der zum Menschen. Die Reduktion auf das was wir sind; und wir sind weder Affen noch Computer. So kann die Reduktion nur auf das bestehen, was wir wirklich sind und was wir wissen, mit dem Wissen, dass wir nicht wissen, oder uns zumindest eingestehen müssen, dass wir nicht alles wissen, egal wie lange es uns geben wird, wie fürsorglich wir suchen, wie akribisch genau wir forschen, um uns näher an das anzutasten, was wir nicht wissen und sehr wahrscheinlich auch nie zu wissen im Stande sein werden, was uns auch gar nicht zu wissen bestimmt ist. Der Reduktionismus des Philosophismus ist der, hin zu dem Wissen, welches wir unmissverständlich zu wissen imstande sind, nämlich dass wir alle vergänglich sind, dem Wissen, dass wir Menschen sind und dem Wissen, dass wir nichts wissen! Hierzu möchte ich nun die drei vermeintlichen Themen vorstellen, die dieses Wissen um das Mensch-Sein, um seine Vergänglichkeit und um das, was wir nicht wissen, als Symbole in sich zu tragen versuchen.

Das Wissen, dass wir nichts wissen, wie Sokrates gesagt hat, ist das Wichtigste allen Wissens, denn nur mit diesem Nichtwissen können wir frei handeln und uns, zumindest gedanklich, frei fühlen! Man könnte auch sagen, dass dieses Nichtwissen die einzige Möglichkeit des freien Handelns des freien Denkens / Sprechens ist und somit den wichtigsten Baustein im Philosophismus darstellt, welchen wir eben nicht zu beschreiben, erklären oder verstehen im Stande sind und welcher uns Menschen letztlich eben zu Menschen macht. Dieses Wissen, das wir im Gegensatz zu den Tieren und Pflanzen besitzen, ist erst dadurch komplett, dass wir dieses Wissen um das Nichtwissen wissen!

Das, was wir in diesem Augenblick sind, die Hülle, die Schale, die uns trägt, die uns Heimat bietet und Gefängnis zugleich. Das Hier und Jetzt, dieser kurze Augenblick, der das einzelne Leben ist, mit all seiner Fülle und Dichte an Teilchen und Einzigartigkeiten, reduziert auf das, was allen gemein ist und wovon sich keiner trennen kann, dies Instrument aller Möglichkeiten der Möglichkeit selbst überhaupt möglich zu sein!

Was wir alle vor uns haben, dessen sich keiner entziehen kann, das Unaufhaltsame, das auf jeden wartet und für jeden bereitsteht und so unmissverständlich vor uns liegt! Das Eingeständnis, das wir uns alle machen müssen, die Vergänglichkeit, der wir alle im aus-diesem-Leben-Scheiden ausnahmslos ausgeliefert sind.

Dies also ist eine Reduktion des Philosophismus, wie seine Symbole auch eine Reduktion sind, eine Möglichkeit, Philosophismus zu lesen, so man dies denn fassen oder mit seinen Glaubensgrundsätzen oder eben deren Abwesenheit vereinbaren kann. Und davon gehe ich hier aus, denn diese Symbole symbolisieren in ihrer Reduziertheit das Elementarste aus jeder Religion, jeder Philosophie und jeglichem sonstigen Glauben oder Nichtglauben. Sie sind, nicht zuletzt durch die viele Deutungsweisen und Interpretationsmöglichkeiten, alles verbindend. Anhand von Beispielen möchte ich nun zeigen, wie unterschiedlich Philosophismus interpretiert werden kann, darf und soll! Beginnen wir also gleich einmal mit dem Nichtglauben, welchen es gar nicht gibt, denn selbst der Nichtglaube bleibt ein Glaube. In dem Moment, in dem ich daran glauben kann, nichts zu glauben, muss ein Glaube an eben dieses Nichts vorhanden sein. Nennen wir es Atheismus, den Glauben, dass es keine göttlichen Wesen gibt. Oft verpönt, in nahezu allen Religionen als unvorstellbar erachtet, findet der Atheismus, so wie alle anderen Vorstellungen, im Philosophismus eine Heimat und seine Verkörperung. Hierbei ist folgende Interpretation möglich: (Anfang, Mitte, Ende)

* Ich wurde geboren – wo sich das Unergründliche versteckt.
* Ich lebe, ich bin – worin sich der Mensch, das Dasein, das Jetzt und das Ich, für uns zeigt.
* Und das wird geschehen, dann ist es vorbei – die Endlichkeit, Vergänglichkeit - oder eben der Tot, mit dem die Existenz endet.

Für den religiösen Menschen aber lässt sich das Leben so nicht erklären. Dieser wird den Philosophismus anders betrachten. Ein religiöser Mensch könnte sich die Zeichen zum Beispiel so deuten:

* Das Unergründliche, die Gottheit, oder eben deren Mehrzahl, das Seelenheil und das ewige Licht.
* Der Mensch, Diener oder sogar Werkzeug, von Gott gesandt, mit einer Bestimmung, im Dasein.
* Das Ende, der Eintritt in das Nirwana, ins Himmelreich, das Verlassen unseres fleischlichen Ichs.

Für jemanden, der sich weder einer bestimmten Religion zugehörig fühlt, noch sich zufrieden gibt, sich als Atheist zu sehen, für jemanden, der sich unter Umständen von verschiedenen Ideen, Philosophien oder gar eigens produzierten, noch nicht einmal fassbaren Gedanken, Gefühlen und Hoffnungen tragen lässt, für jemanden der sich an diesen Fragen des Seins und ihren unzähligen Ideen nicht genug laben kann - selbst für diese Gruppe an Menschen, und vielleicht gerade für diese, kann der Philosophismus das System sein, um sich selbst wie auch andere zu erkennen: (Seele, Körper, Geist)

* Ich löse mich auf, ich gehe auf unergründliche Weise in das Universum ein, so wie ich auch aus diesem Universum entstanden bin.
* Ich existiere aus einer Kette von Zufällen, aber ich existiere, es gibt mich, ich bin hier und jetzt und das mein ganzes Leben lang.
* Ich sterbe, es wird vorbei sein, mich wird es nicht mehr geben, mein Körper wird verrotten und so werde ich wieder Teil des Ganzen ohne den Anspruch auf Seelenheil, aber auch ohne der Idee, nicht mehr zu existieren.

Doch all das sind nur Beispiele für eine Vielzahl von Möglichkeiten. So kommen wir also nun an einen Punkt, an dem wir uns fragen könnten, warum und wieso es so etwas wie eine Symbolik geben sollte, die alle Formen von Glauben, alle Formen von Religion, alle Philosophien und überhaupt die ganze Menschheit in sich verreinigt. Wieso scheint es solcher Symbole zu bedürfen, welche die Menschen in ihrem Sein beschreiben und mit allen anderen Menschen auf dieser, unserer Welt verbinden können oder auf welche sich alles menschliche Sein reduzieren lässt? Eine Vogelperspektive der Vogelperspektive. Vielleicht liegt die Antwort im Versagen der Sprache, denn dieses Versagen hängt aufs engste mit der, der Philosophie nur zu bekannten, Unmöglichkeit zusammen, das Wesen des Menschen und sein Leben zu definieren; all diese Definitionen laufen immer auf Bestimmungen und Interpretationen dessen hinaus, was der Mensch oder das Leben ist.

3.

Nun gilt es die Frage zu beantworten, warum in der Kunst? Die Frage, warum dieser symbolische Philosophismus gerade durch die Kunst zutage getreten ist, warum er sich hier so etwas wie eine Darstellung anmaßen will und wieso er auch sein Existenzrecht fordert. In der Kunst gibt es seit jeher Richtungen und Gruppierungen, die sich einer bestimmten Art des Arbeitens, formalen Regeln, Stilen oder Herangehensweisen verschrieben haben, aus welchen sich dann oft auch ganze zeitgeschichtliche Phasen, Ideologien, und Strömungen ablesen und benennen lassen. Dieser Prozess ist weitaus vielschichtiger, als ich das hier wiederzugeben imstande bin, doch wie sich die „Romantik“ zur „Aufklärung“, die „Aufklärung“ zur „Moderne“ und sich die „Moderne“ wiederum zur „Postmoderne“ hat entwickeln können, entwickelte sich nun der „Philosophismus“. Als Nachfahre all seiner vorangegangenen Mütter und Großmütter, Väter und Großväter bis hin zu diesem scheinbaren Ursprung seiner selbst: der Kunst als Ausdrucksform, als Mystifizierung oder Entsprechung des Daseins! Als solches ist der Philosophismus zu sehen. Nicht als neue Revolution, nicht als Abgrenzung von dem Alten, sondern vielmehr als Entwicklung durch das Alte, oder eben als Entwicklung zurück zu dem Allerältesten, zu dem Ursprünglichsten, welches die Kunst ja nie verlassen hat, denn in allen künstlerischen Epochen allen Ideologien gab es immer, wenn nicht überhaupt nur, Künstler und Kunst, die sich in eben diesem Rahmen, nämlich jenem des Philosophismus, in näherer oder weiterer Form damit beschäftigt haben und dies nicht unbedingt bewusst, (oder durchaus auch) in einzelnen Gegenständen, Werken, oder gar Lebenswerken manifestiert haben. Was den Philosophismus lediglich trennt oder was er in sich vereint, ist eben diese Wahrnehmung des „Ganzen“ in all seiner Vielfalt und Entwicklung, was wahrscheinlich am besten beschreibt in welcher „Zeit“ wir uns zu befinden glauben, ohne vordergründig näher auf Teilbereiche dieser ganzen Wahrnehmung einzugehen. Was aber wiederum nicht ausschließen soll, dass man in und durch dieses System des Philosophismus nicht auch näher auf Teilbereiche eingehen kann! Dies bedarf dann eben des künstlerischen Prozesses und seiner Reflektion, aber dazu kommen wir noch. Der Philosophismus fordert also sein Existenzrecht aufgrund seiner Wurzeln, die sehr jung doch in alter Erde gewachsen sind. Ob im einzelnen künstlerischen Schaffen, ob in Zusammenschlüssen von Künstlerinnen, Anschlüssen von ganzen Kunstrichtungen oder gar Kulturen. Wie ein Grashalm, der aus der Erde wächst und der, wenn die Bedingungen stimmen, am Ende vielleicht sogar ein ganzes Feld mit Grashalmen bedeckt, ohne das Wissen! So wie der Grashalm auch nicht wissen kann, wie er dorthin gekommen ist, und was nach seinem Vergehen dort noch alles entstehen wird, wo er so unverhofft erwacht! So ist nun auch dieser Philosophismus unverhofft erwacht, als Produkt seiner Zeit, in der Erde, in all jenem was ihm vorhergegangen ist. Wie der Grashalm, ist er einfach nur auf günstige Bedingungen gestoßen und seinem eigenen Ende restlos ausgeliefert. Die Frage um seine Existenz steht also nicht mehr zur Debatte, sobald er einmal ist. Sei es nur das Leben eines Grashalms, oder das Leben einer Künstlerin, egal wie kurz, ob Idee oder fertiges Produkt, einmal zu Existenz gekommen, ist dieses nicht mehr und in keiner Form aus der Existenz zu nehmen. Das Existenzrecht ist also die Existenz selbst, denn sobald etwas existiert, bedarf es vorerst einmal gar keinem Recht! Nun aber zur eigentlichen Frage: Warum Philosophismus in der Kunst? Künstlerinnen als Volk von schaffenden Lebewesen in ihrer Zeit und zu ihrer Zeit geben oft richtungsweisende Vorgaben zu Verläufen anderer Gebiete, zu gesellschaftlichen Entwicklungen, Weltanschauungen sowie Zukunftsprognosen ab und werden auch als solche, zu ihrer Zeit oder nach ihrer Zeit gesehen. In einer Zeit, in der sich Abgrenzung wieder einmal besonders in religiösen, finanziellen und nationalen Identitäten so stark manifestiert, kommt es der naiven Künstlerin insbesonders so vor, dass es ein Verlangen nach Gleichheit, Brüderlichkeit und Einigkeit gibt und dessen bedarf. Die naive Künstlerin, welche sich im Philosophismus auszudrücken versucht, ist keine, welche die Probleme dieser Welt, die Vielfalt und die Uneinigkeit nicht sieht, keine die glaubt, auch nur irgendetwas davon ändern zu können oder auch nur zu wollen, keine die nicht versteht, dass alles aufeinander aufbaut und sich gegenseitig erst zu dem entwickelt hat, in dessen Zeit sie sich nun befindet, zu welcher sie beitragen und in der sie auch Spuren hinterlassen kann. Sie ist eine, die nur all zu gut weiß, dass all dies, in einer Welt bevölkert von eben diesen Menschen mit eben dieser Geschichte, überhaupt keine Möglichkeit hat, sich zu verändern. Keine Chance, Modalitäten dieser Art, dieser Vielfalt zu vereinigen. Was sich diese naive Künstlerin lediglich durch das konkrete Anschließen an den Philosophismus erwartet, ist ein geschichtliches Vorhandensein einer Idee/ ihrer selbst, als Zeugnis des Verstehens und Erkennens eben dieser Gleichheit zu manifestieren, die in all ihrer Vielfalt entsteht. Die naive Künstlerin, die nun eben gar keine naive ist - da sie verstanden hat, was dies Leben und seine unzähligen Interpretationsmöglichkeiten bedeuten - sieht nun auch für sich und den Philosophismus im Endlarven der eigenen Interpretationsmöglichkeit eine Möglichkeit des aktiven Teilhabens an eben jenen Interpretationsmöglichkeiten. Die Kunst als solches muss sich in all ihren Ansätzen, als Nachfahre der Religion, dessen was vor Begriffen wie Kunst und Religion war, als mögliche Frage nach Sinn oder Unsinn des Seins oder ihrer Selbst, eingestehen, was sie ist. Es bedarf anscheinend dieses Philosophismus, um die Legitimation zu erhalten, weiteres künstlerisches Schaffen, nach jeweils neuen und eigenen Regeln, zu produzieren. Dieser Regeln war sowieso nie jemand enthoben sondern lediglich darauf begrenzt, um Kunst oder Religion überhaupt möglich zu machen. Alle Entwicklungen, Vorgaben und Regeln missachtend, im kompletten Verständnis, diese vollkommen in sich vereinigt zu haben, kann sie nie zeitgemäßer sein, als eben das, was sie hervorbringt. In möglicher Missachtung und Bedienung all dessen, was ihr voranging, kann die Künstlerin, die sich des Philosophismus bedient, aus dem Kreis austreten, indem sie bewusst darin stehen bleibt. Sie eignet sich also die Methoden des Philosophismus an, um eben dies und noch ganz anderes, noch nicht einmal Erdachtes, auszusagen.
Hierbei ist zu beachten, dass auch die formalen Vorgaben, nichts anderes als junge Wurzeln sind, und dass sich alles andere noch zu Entwickelnde vermutlich problemlos anschließen lässt und gleichzeitig unweigerlich zum Vergehen desselben beitragen wird.
Gäbe es Vorgaben, die sich im Laufe eines noch immer anhaltenden Prozesses als Wurzeln erkennen ließen, wie sähen die nun aus? Was müsste man beherzigen um Philosophismus als Kunst zu betreiben? Oder vielleicht: woran könnte man anschließen?

4.

Nachdem wir uns die drei Bedeutungsschemata auszugsweise angesehen haben, wollen wir nun das zeigen und mit Worten umschreiben, worum sich dieser Text zu drehen scheint. Die formale Darstellungsmöglichkeit, die Symbole, ihre Farben und die sonstigen Eigenartigkeiten, denen ich diesen Text zuzuschreiben versuche.




Ein strahlendes Objekt, eine, wenn man so will, Sonne, eine figurative Gestalt oder ein Körper und vertikalen Linien, die auch wie verrinnende Tropfen anmuten - in all ihrer Reduktion haben sich diese drei Symbole auch streng definierter Farben bedient, welche sich wie folgt reduzieren. In ein Gelb, ein Schwarz-Weiß und ein Rot. Das Gelb, welches häufig auch als Ableitung von Gold verwendet wird, symbolisiert die Ewigkeit und kann somit mit dem Unvorstellbaren, dem Nichtwissen, dem Allerhöchsten verbunden werden. Schwarz und Weiß teilen sich das Symbol des Menschen, der Körperlichkeit, das Hier und Jetzt, welches sich aus eben diesen stärkstmöglichen Kontrasten mit einer Unmenge an möglichen Grautönen, die durch ihre Vermischung entstehen, begründen lässt. Denn auch der Mensch, gefangen und erlöst durch seine Körperlichkeit, stellt eben diese größtmöglichen Kontraste dar - in sich selbst und untereinander. Kulturell steht Schwarz in der westlichen Welt für Trauer, für das Böse, für Bedrohung, aber auch für Individualität und Eigenständigkeit. Weiß wird im westlichen Kulturkreis in der Regel mit Freude, dem Guten, der Unschuld und der Reinheit assoziiert. Die Farbe Rot, die sich der Linien, der Tropfen, der Vergänglichkeit oder auch der Fleischlichkeit bemächtigt hat, wird einerseits mit Leidenschaft und Liebe in Zusammenhang gebracht, andererseits aber auch mit Aggression. Beides dürfte mit der roten Farbe von Blut zusammenhängen. Diese Farben - und hier stellt sich schon mal die Frage ob das alles „Farben“ sind - welche durch die Symbole erst gefunden und definiert werden konnten, beschreiben diesen ganz auf sich reduzierten Philosophismus. Der Künstlerin wird es jedoch nicht möglich sein, sich immer und in jeder Form derart zu reduzieren und so haben auch die Farben Sand, Blau, Grün, Silber, Gold, Elfenbein, Graphit und Pink sowie jede andere Farbe ihre eigenen Ergänzungs- und Interpretationsmöglichkeiten in den Philosophismus miteingebracht und tun dies immer noch. Auch neue und alte Symbole können zur Ergänzung des Philosophismus beitragen. Relevant bleibt dabei lediglich, dass Regeln insofern eingehalten werden, als sie den Gesamtumfang des Philosophismus, so dies gewünscht wird, immer in sich bergen und ihn dadurch sichtbar, lesbar, interpretierbar oder erkennbar machen. Eine weitere Ausformung hat sich dadurch gegeben, dass diese Symbole mit ihren Farben auch in Form von Quadern oder Würfeln als Dreidimensionales in unserer Dingwelt Einzug finden wollten. Hierbei scheinen zum Beispiel die Relationen der einzelnen Quader zueinander relevant zu sein und so habe ich mich der Mathematik bedient, um hier weitere Auslegungen und Anwendungen zu fördern und um ihnen ihren dreidimensionalen Gehalt in diesem zweidimensionalen Text zu geben. Diese mathematische Beschreibung bietet die Möglichkeit, sie für sich selbst auszulegen, neu zu interpretieren und durch eine spezifische Darstellung eines möglichen Philosophismus weitere Stellungnahmen, Übereinstimmungen oder den Bruch mit eben diesen zuzulassen. So wie auch alle anderen formalen Vorgaben bieten sie nur eine Möglichkeit, sich klarer und deutlicher dem Philosophismus anzunähern, ihn zu beschreiben oder sich von ihm zu distanzieren. Dies kann durch Die Anwendung mehrerer Regeln wie auch durch einzelne in sich geschlossenen Systeme oder Vorgaben passieren. Wichtig ist dabei nur, die drei Sinnbilder zu vereinen. Dies könnte, in einem extrem Fall, sogar so aussehen, dass ein Kurator oder Künstler drei Arbeiten künstlerischen Schaffens zusammenträgt, die im Einzelnen die Regeln des Philosophismus weder beachten noch je gekannt haben, und sie durch die Zusammenführung plötzlich zum Philosophismus macht. Dabei ist gleich, ob nun alle Arbeiten dem System der Farben entsprechen oder eine Arbeit durch ihre Farbigkeit, ihr Symbol oder durch ihren Inhalt, mit dem jeweiligen Sinnbild verbunden wird. Doch dies ist eben die Kunst der Kunst und soll hier auch gar nicht näher behandelt, sondern viel eher durch künstlerisches Schaffen oder dem Bewusstsein der Künstlerin manifestiert werden. Diese „Lehre“ geht nämlich von ihrer Übersteigerung nicht nur aus, sondern sie verkörpert sie sogar, wie man an diesem Text zweifellos erkennen kann.
Wieso gerade die Kunst zur Geburtsstätte dieser, immer schon vorhandenen, Erkenntnis des Philosophismus geworden ist und ihr auch diese Vorgaben zu geben im Stande sein möchte, liegt in dem höchst fragilen und fragwürdigen Unterbau, derselben begründet. Sie bietet eben nicht immer vollstes Verständnis für das, was sich dem Verständnis entzieht und in den meisten Fällen wirklich nur im Erkennen des Betrachters/ Rezipienten oder im Herstellen und Schaffen der Künstlerin liegt. So werden nur diejenigen, die sich einem Miss-, Un- oder dem Versuch von Verständnis hingeben, imstande sein, diesen Text oder diese formalen Vorgaben zu rezipieren und durch diese freiwillige oder gezwungene Rezeption an der Entwicklung weiterer Gedanken, Theorien und Vorgehensweisen Teil zu haben. Warum dies so ausgelegt werden kann, möchte ich gerne dem Rezipienten dieses Texts und seiner Phantasie, Interpretation und Kombinationsfähigkeit überlassen, so wie ich auch unzählige andere Momente, Deutungen und Gegebenheiten dem Rezipienten überlassen möchte, indem ich sie nicht erwähne, da all dies nur Möglichkeiten sind, Philosophismus miss zu verstehen.

5.

Der Philosophismus ist ein Loch, in dem wir sehen, was auch immer wir sehen können. Und wie eben nur ein dummes Loch oder ein Loch mit all der Weisheit, die wir uns zu holen und gleichzeitig nie vollends zu begreifen im Stande sind, ist und bleibt der Philosophismus bis zu diesem heutigen Tage das, was er ist: ALLES und NICHTS. Dies muss jeder für sich selbst klären. So begreife nun auch ich, immer mehr, wie sinnlos es sein kann, darüber zu schreiben, wo dies, um das es im weiteren Sinne zu gehen scheint, niemals in Worten beschrieben werden kann und jeglicher Versuch, dies zu tun, unweigerlich zum bloßen Scheitern und im weiteren Verlauf zum Wahnsinn führen muss. So wird dieser Text ein unvollendeter Ansatz zu etwas bleiben, das schon längst im Entstehen begriffen ist und seine Fortsetzung in der Fortsetzung finden wird. Das, was unausdrücklich ist auszudrücken versuchen; im Ausdruck, etwas zu versuchen, was sich immer nur im Versuch offenbart, als Ausdruck ausgedrückt zu werden; einem Wort eine Gestalt zu geben, die in jedem Maße das einzelne Wort übersteigen muss und dadurch auch nie dem Wort in seiner Gestalt gerecht werden kann, denn dieses Wort bedarf vieler Wörter um es zu beschreiben, so wie die Gestalt auch vieler Gestaltungen bedarf, um nicht nur dieses „Wort“ oder seine „Gestallt“ darzustellen, sondern eben seine Vielzahl an Wörter/Gestaltungen, die zu seiner Erklärung benötigt werden. Der Versuch, Text zu formulieren, wo Text doch nicht das eigentliche Medium ist, in dem ich mich auszudrücken versuche, ist schwer! Denn Text hat so etwas eindeutiges, welches ich eben zu vermeiden versuche. Und trotzdem wird es verlangt. Trotzdem verspüre auch ich den Wunsch, es zu verdeutlichen, um auch selbst mehr Verständnis zu erlangen. Doch wo das Verständnis durch die Verständlichkeit von Text gesucht wird, das wirkliche Verstehen jedoch schwierig bleiben sollte, da bitte ich Sie zu verstehen, dass es ein nahezu unmögliches Unterfangen bleibt, gewünschte Unverständlichkeit verständlich machen zu wollen. So bleibt mir hier nur, mich recht herzlich zu bedanken und zu hoffen, Ihnen auf dem Weg etwas weggenommen zu haben. Außerdem wollte ich noch sagen ....

1 Kommentar:

THST hat gesagt…

Philosophismus als Kunstrichtung

Philosophismus als Kunstrichtung

Philosophismus als Kunstrichtung